Was ist digitale Barrierefreiheit?
Die Definition von digitaler Barrierefreiheit besagt, dass Websites, Apps und digitale Dienste so gestaltet sind, dass sie von allen Menschen problemlos genutzt werden können. Dies umfasst unter anderem folgende Aspekte:
- Klare und strukturierte Inhalte: Texte sollten einfach, verständlich und logisch strukturiert sein, um die Lesbarkeit für alle Nutzer zu gewährleisten.
- Alternativtexte für Bilder und Medien: Visuelle Inhalte müssen mit beschreibenden Texten versehen werden, damit sie auch von Screenreadern erfasst werden können.
- Tastaturnavigation für Menschen mit motorischen Einschränkungen: Alle Funktionen einer Website oder App sollten ohne Maus, sondern nur mit der Tastatur bedienbar sein.
- Kompatibilität mit Screenreadern: Digitale Inhalte müssen so programmiert sein, dass sie von Screenreadern korrekt erfasst und vorgelesen werden können.
- Angemessene Farbkontraste: Texte und Hintergründe sollten so gestaltet sein, dass sie auch für Menschen mit Sehbehinderungen gut zu erkennen sind.
- Skalierbare Schriftgrößen: Benutzer müssen die Möglichkeit haben, die Schriftgröße anzupassen, ohne dass Inhalte oder Funktionen verloren gehen.
- Keine blinkenden oder flimmernden Inhalte: Um Nutzer mit Epilepsie oder anderen neurologischen Beeinträchtigungen zu schützen, sollten Inhalte ohne schnelle visuelle Wechsel gestaltet werden.
- Einfache und vorhersehbare Navigation: Eine konsistente Struktur und intuitive Bedienbarkeit erleichtern allen Nutzern den Zugang zu den Inhalten.
- Untertitel und Transkriptionen bei audiovisuellen Inhalten: Videos und Audiodateien sollten mit Untertiteln oder Begleittexten versehen werden, um eine barrierefreie Nutzung zu gewährleisten.
- Fehlermeldungen und Hilfe: Formulare und interaktive Inhalte sollten leicht verständliche Fehlermeldungen und Anleitungen enthalten, um eine fehlerfreie Nutzung zu ermöglichen.
- Barrierefreie Authentifizierung: Login- und Sicherheitsmechanismen sollten auch ohne komplexe CAPTCHAs zugänglich sein.
- Flexible Zeitlimits: Nutzerinnen und Nutzer sollten ausreichend Zeit haben, um Eingaben abzuschließen oder Prozesse zu wiederholen.
Warum ist digitale Barrierefreiheit wichtig?
Eine barrierefreie digitale Umgebung ermöglicht:
- Gleiche Teilhabe: Menschen mit Behinderungen können uneingeschränkt auf Informationen zugreifen.
- Erweiterte Nutzerbasis: Unternehmen erreichen mehr potenzielle Kunden.
- Bessere Nutzererfahrung: Strukturierte Inhalte und intuitive Navigation profitieren alle Nutzer.
- Suchmaschinenoptimierung (SEO): Barrierefreie Websites werden häufig besser indexiert.
Mehr zu den gesetzlichen Vorgaben erfahren Sie in unserem Artikel „Was sind die Anforderungen an die Barrierefreiheit von Websites im Jahr 2025?“.
Rechtliche Aspekte der digitalen Barrierefreiheit
Digitale Barrierefreiheit ist nicht nur ein gesellschaftliches Anliegen, sondern auch eine gesetzliche Verpflichtung. Unternehmen und öffentliche Stellen müssen sicherstellen, dass ihre digitalen Angebote für alle Menschen zugänglich sind.
Bei Verstößen gegen die gesetzlichen Vorschriften können erhebliche finanzielle und rechtliche Konsequenzen folgen. Die Nichteinhaltung der digitalen Barrierefreiheit-Pflicht kann zu Abmahnungen und Klagen führen, die von betroffenen Personen oder Verbänden eingereicht werden können. Auch können Bußgelder in signifikanter Höhe verhängt werden, insbesondere bei wiederholten Verstößen. Ein weiteres Argument für die digitale Barrierefreiheit ist der Schutz des eigenen Images. Schließlich ist digitale Barrierefreiheit für viele Verbraucher ein entscheidendes Kriterium.
Unternehmen sollten sich frühzeitig mit einer Beratung zur digitalen Barrierefreiheit auf die neuen Regelungen vorbereiten.
Standards und gesetzliche Grundlagen für digitale Barrierefreiheit
Die gesetzlichen Anforderungen an die digitale Barrierefreiheit basieren auf verschiedenen nationalen und internationalen Vorgaben:
- Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG): Setzt die EU-Richtlinie 2019/882 (European Accessibility Act – EAA) in deutsches Recht um und verpflichtet viele Wirtschaftsakteure zur Barrierefreiheit ab dem 28. Juni 2025. Dieses digitale Barrierefreiheit-Gesetz ist für viele Unternehmen bindend.
- Behindertengleichstellungsgesetz (BGG): Verpflichtet öffentliche Stellen des Bundes zur barrierefreien Gestaltung ihrer digitalen Angebote.
- Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0): Konkrete Anforderungen für digitale Barrierefreiheit im öffentlichen Sektor, basierend auf den WCAG-Richtlinien.
- Telemediengesetz (TMG): Enthält Regelungen, die auch private Anbieter zur Einhaltung der digitalen Barrierefreiheit verpflichten können.
- Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG): Könnte im Falle fehlender digitaler Barrierefreiheit als Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen ausgelegt werden.
- Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1: Internationale Standards, die als Grundlage für viele gesetzliche Regelungen zur digitalen Barrierefreiheit dienen.
- EN 301 549: Europäische Norm, die technische Anforderungen an IT-Produkte und -Dienste definiert.
Prüfen Sie Ihre Website mit unserem WCAG Test.
Technologien zur Unterstützung der digitalen Barrierefreiheit
Moderne Technologien unterstützen die digitale Barrierefreiheit und erleichtern den Zugang zu digitalen Inhalten für Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen. Zu den wichtigsten Technologien gehören:
- Screenreader: Software wie JAWS, NVDA und VoiceOver helfen blinden und sehbehinderten Menschen, digitale Inhalte vorlesen zu lassen. Diese Programme interpretieren den Quellcode einer Website und geben Informationen über Struktur, Links und Formulare weiter.
- Spracherkennungssysteme: Technologien wie Dragon NaturallySpeaking ermöglichen es Menschen mit motorischen Einschränkungen, Computer per Sprache zu steuern. Diese Tools können Texte diktieren, Menüs navigieren und Anwendungen bedienen.
- Tastatur- und alternative Eingabemethoden: Menschen, die keine Maus nutzen können, sind auf eine vollständige Tastaturnavigation angewiesen. Spezielle Eye-Tracking-Systeme, Head-Tracking-Technologien oder Schaltersteuerungen (Switch Access) helfen Nutzern, ihre Geräte zu bedienen.
- Barrierefreie Farbschemata und Kontrastanpassungen: Tools wie Colour Contrast Analyser helfen Entwicklern, sicherzustellen, dass Text und Hintergrund einen ausreichenden Kontrast aufweisen. Systeme wie Dark Mode oder anpassbare Farbschemata erleichtern Menschen mit Sehbehinderungen die Nutzung digitaler Inhalte.
- Untertitelungs- und Transkriptionssoftware: Tools wie YouTube Auto-Captions, Otter.ai oder Rev.com bieten automatische Untertitel für Videos, um Inhalte für gehörlose und schwerhörige Nutzer zugänglich zu machen.
- Dynamische Anpassung der Barrierefreiheit: Unser Website Accessibility Widget ermöglicht es Website-Besuchern, Einstellungen wie Kontrast, Schriftgröße und Cursorgröße individuell anzupassen.
Tools zur Überprüfung der digitalen Barrierefreiheit
Zur Analyse und Verbesserung der digitalen Barrierefreiheit stehen verschiedene Test- und Evaluierungstools zur Verfügung. Diese Tools helfen dabei, Barrieren in Webinhalten zu identifizieren, die Konformität mit den WCAG-Richtlinien zu prüfen und gezielte Optimierungsmaßnahmen vorzunehmen. Es gibt automatisierte Testsysteme, die Webseiten scannen und auf problematische Elemente wie fehlende Alternativtexte, Kontrastprobleme oder fehlerhafte semantische Strukturen hinweisen. Entwicklerwerkzeuge für Browser ermöglichen detaillierte Analysen direkt während der Webentwicklung und bieten Vorschläge zur Behebung von Barrierefreiheitsproblemen. Zudem gibt es cloudbasierte Plattformen, die in bestehende Entwicklungsprozesse integriert werden können, um kontinuierliche Prüfungen zu ermöglichen. Neben diesen automatisierten Lösungen existieren auch manuelle Testmethoden, die sicherstellen, dass digitale Inhalte für assistive Technologien wie Screenreader optimal zugänglich sind.
Unser Barrierefreiheitsaudit hilft Ihnen, die passenden Werkzeuge für Ihre spezifischen Bedürfnisse auszuwählen und umzusetzen.
Jetzt handeln und digitale Barrierefreiheit umsetzen!
Digitale Barrierefreiheit ist kein optionales Extra, sondern eine Notwendigkeit. Unternehmen sollten sich rechtzeitig auf die gesetzlichen Anforderungen vorbereiten und ihre digitalen Angebote barrierefrei gestalten.
Kontaktieren Sie uns für eine Barrierefreiheitszertifizierung zur offiziellen Bestätigung Ihrer Konformität.Lesen Sie mehr zu den gesetzlichen Anforderungen in unserem Artikel: „Was sind die Anforderungen an die Barrierefreiheit von Websites im Jahr 2025?“.